Eine Holarchie besteht aus verschachtelten Holons. Ein Holon ist ein Ding, welches andere Dinge umschließt. So entwickelt sich auch das Leben. So sind z.B. in einem Molekül Atome enthalten. Das Molekül umschließt die Atome. In einer Holarchie verliert das eingeschlossene einige Eigenschaften oder Freiheiten, es gewinnt aber in seinem neuen Verbund neue Möglichkeiten.
Man kann alle Dinge auf Holons untersuchen. Der Satzbau ist auch eine Holarchie. Ein einzelner Buchstabe hat eine geringe Bedeutung. Im Wort bekommt er mehr Bedeutung. Oder man sagt auch eine größere Tiefe. Ein Wort ist ein Ding, welches aber aus mehreren Buchstaben besteht. Das nächste Holon ist dann z.B. der Satz, dann das Kapitel usw. bis zum Buch, zum Bücherregal…..
Oder auf den Menschen bezogen, ist da der einzelne Mensch, mit all seinen Freiheiten und Möglichkeiten. Der Mensch geht auf in der Familie. Es ist als eigenständige Person weiterhin vorhanden, verliert einige seiner Freiheiten, aber gewinnt neue Möglichkeiten hinzu. Die Familie geht wiederum auf in der nächsten Gemeinschaft usw. bis man vielleicht zum globalen Dorf kommt.
Das globale Dorf kann aber nur möglich werden, wenn das Bewusstsein auch in der Holarchie mitwächst. Wenn man vom einzelnen Menschen zur Familie übergeht, muss auch das Bewusstsein mitgehen. Man muss das nächste Holon verstehen. Wenn man zwar zusammenlebt, aber trotzdem das Bewusstsein auf der Ebene des einzelnen Menschen bleibt, ist es kein richtiges Holon, sondern eine Häufung von Menschen. Man ist nicht auf die nächste Ebene gegangen, sondern hat nur einer Verschiebung auf ein und derselben Ebene einen anderen Namen gegeben, sozusagen Etikettenschwindel betrieben.
Damit nochmal zu den Merkmalen Tiefe und Spanne in der Holarchie. Das Bewusstsein entwickelt sich auch von einem einfachen Denken zu immer komplexeren. Einschließen von neuen Denkweisen, verwerfen von überholten, ergibt ein neues Denkholon. Je höher man geht desto mehr Tiefe hat man. Je höher man geht, desto mehr umschließt man, so muss ganz unten eine Vielfalt der Dinge sein. D.h. es gibt immer mehr Menschen als Gesellschaften, es gibt immer mehr Buchstaben als Worte etc. Die Spanne ist also unten größer als oben.
Damit kommt man zu einem Pyramidenmodell. Auch in der Bewusstseinsentwicklung zeigt sich, dass die Anzahl hochstehende Mystiker immer sehr gering ist. An der Spitze sind wenige mit großer Tiefe.
Ken Wilber fordert deshalb die größtmögliche Spanne bei größtmöglicher Tiefe zu realisieren.
Ein weiteres Merkmal von Holons ist, dass je höher stehend das Holon ist, umso größer ist die Gefahr einer Pathologie. Ein Atom kann nicht an Krebs erkranken, ein Mensch schon. Die Indianer hatten nicht die Möglichkeit die Welt zu zerstören, der heutige Mensch schon.
Welches Holon höher und welches niedriger ist, sieht man, wenn man gedanklich ein Holon entfernt. Ist es ein niedrigeres so verschwinden alle übergeordneten.
Beim Übergang zu einen neuen Holon findet auch ein Prozess des Differenzierens und Integrierens statt. Zuerst differenziert man die Einzelteile des alten Holons, man verwirft die überholten, schlechten und integriert neue bessere Teile. So entsteht das neue Holon.