Bewusstsein und Künstliche Intelligenz

Ein Vortrag über Künstliche Intelligenz (KI) und Bewusstsein im Integralen Salon Nürnberg hat mich inspiriert die folgenden Zeilen zu verfassen. 

Es gäbe dazu viele Details zu vertiefen, aus meiner Sicht, und mein Denkapparat war nach dem Vortrag gut beschäftigt.

Hier ein paar dieser Gedanken:

–        Ich habe mir den Wikipedia Beitrag über KI durchgelesen und finde den sehr gut  und lesenswert  https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCnstliche_Intelligenz

Es kommt darin auch die Schwierigkeit zum Ausdruck das man nicht genau weiß, wie man Intelligenz, Bewusstsein, Denken voneinander differenzieren soll.
Da gibt es viele Meinungen, aber es lohnt sich darüber Gedanken zu machen. Z.B auch warum gibt es noch Erfahrungen, wenn das Gehirn eigentlich Tod ist…

Hier meine momentane Meinung

Das Denken ist ein Einsortieren von Erfahrungen, von gelebten Sein.  Dieses Einsortieren ist nach der Erfahrungen.  Dies würde der wissenschaftliche Erkenntnis Recht geben, dass alle Entscheidungen getroffen sind, bevor es uns bewusstwird.  Hat das Sein eine Erfahrung gemacht, kommt das Wachbewusstsein ins Spiel. Es beginnt zu denken, analysiert das Erfahrene und bewertet es und sortiert es ein und lagert es ein.  Genau das versucht die Künstliche Intelligenz auch.  
Es gab viele Versuche und komplizierte Ansätze zur Realisierung künstlicher Intelligenz. Aber im Prinzip ist hauptsächlich (soweit ich weiß) das Verfahren der Backpropagation eingesetzt.
Da dieses für Programmierer machbar ist.

Daran kann man sehr gut erklären, was die eigentliche künstliche Intelligenz ist.   Man hat eine Reihe von Eingangsdaten und will bestimmte Ergebnisse.  Das System muss nun „trainiert“ werden, bis es weiß, welches Ergebnis bei welchem Eingangszuständen richtig ist. Als inneres System gibt es da eine sehr vereinfachte Nachbildung des menschlichen neuronalen Netzes.  Es gibt hier Neuronen und die Verbindungen dazu. (siehe dazu auf Wikipedia das vereinfachte Bild eines neuronalen Netzes)
Interessant sind die Kreise, die Neuronen.  Diese Neuronen sind in der künstlichen Intelligenz reine Rechenoperationen z.B. eine Multiplikation mit einem Faktor.

Wenn man jetzt den Kreisen unterschiedliche Faktoren gibt und legt ein bestimmtes Muster vorne = links an, dann kommt rechts ein bestimmtes Ergebnis aus.

Ganz starr und immer das gleiche bei gleichen Eingangsdaten.
Damit das System nun auf verschiedene Eingangsdaten immer ein gewünschtes Ergebnis bringt muss das System lernen. Das Verfahren  der Backpropagation, der Fehler-Rückführung.
Es werden nun alle möglichen Eingangskombinationen angelegt und dem System immer Rückmeldung gegeben, wenn das Ergebnis gut oder schlecht ist.
 Der Computer verändert jetzt laufend im System die Faktoren seiner Multiplikationen bis nach vielen Lernvorgängen diese immer stabiler und starrer werden. Das System hat gelernt. Und die Schnelligkeit des Lernens geschieht wiederum über programmierte Verfahren, um möglichst schnell stabile Faktoren zu erhalten, sogenannte Optimierungsverfahren.
Natürlich geht das nicht mit so einem einfachen Netz, da sind z.B. zu wenige Knoten, um alle Gewichtungen = Faktoren stabil einstellbar zu bekommen. Daher müssen die Netze eine entsprechende Größe haben.  Daher werden mehrere „verborgene Schichten“ hinzugefügt etc. Bei vielen verborgenen Schichten spricht man dann vom „Deep learning“ soweit ich weiß.

Die verborgenen Schichten heißen so, weil nur die Eingänge und die Ausgangsschicht eigentlich sichtbar für ein Endsystem sind.
Und die Ausgangsschicht hat auch Knoten, weil man die Ergebnisse noch unterschiedlich gewichten kann.
Dies zum Verständnis, dass das „lernen“ einem ermitteln von Faktoren/Gewichtungen ist. Ein starrer, dummer Vorgang, eine Mechanik. Ein „einlagern“, um es jederzeit wieder abrufen zu können.

Ein „Einsortieren“.

Und unser Gehirn macht nichts anderes. Wenn ich jetzt die Bücher von Carlos Castaneda ins Spiel bringe, sein System von Tonal und Nagual.
Don Juan erklärt Castaneda dass der Mensch eigentlich im Nagual leben sollte oder Verbindung dorthin haben sollte. Nennen wir es das Dao, das große Bewusstsein, den Großen Geist….
Damit der Mensch aber auf dieser Welt zurechtkommt , als menschliches Wesen braucht er das Denken, das Einordnen von Dingen.  „Wenn ich vor ein Auto laufe, komme ich um“ etc.
Über die Lebensjahre („Lernphase des neuronalen Netzes“) bildet sich das Tonal, das Denken und die entstehenden Handlungen des Menschen.

Das Tonal laut Don Juan sollte nichts anderes tun, aber es hat die Herrschaft übernommen und den Zugang zum Nagual, dem eigentlichen einfachen Sein, versperrt. Aus dem Lageristen wurde der Chef.

Der Mensch ist nun mechanisch, wie Gurdjeff ihn beschreibt, da das Denken ein mechanischer Vorgang ist.  Was wir als Denken und Bewusstsein bezeichnen ist oft nur eine Frage wie gut unsere Backpropagation , unser Einsortieren funktioniert.  Wir verwechseln das höhere Bewusstsein, das Sein, mit dem Denkvorgang.

Ken Wilber hat dies Einsortieren wunderbar gemacht. Aber mit den gesagten ist er nicht der „Einstein des Bewusstseins“ sondern „ein Meister des Einsortierens“.

Wie kommt man nun wieder zurück zum Nagual, zu der „göttlichen“ Verbindung. Indem man das Denken stilllegt, das es nicht mehr der Chef ist. Das man unmittelbar sein Sein erfährt.
Aber der Mensch versucht es verzweifelt über sein Denken hinzubekommen. Dem Lageristen.  Und der Lagerist sagt zum Chef: „Du willst dich heute freuen? Geht nicht, freuen hat dir in der Vergangenheit geschadet. Ich habe es hier schwarz auf weiß. Harte Faktoren. Nicht erlaubt“.

Und irgendwann fragt der Chef nicht mehr nach der Freude der Seele, nach der Kreativität seines inneren Geistes, nach der Kraft seines ursprünglichen Geistes usw… und er vergisst den Zugang.
Sein „neuronales Netz“ sein Lagerist setzt in fest auf einer Ebene des „Bewusst-Seins“, harte Faktoren, unabänderlich. Z.B „Ausländer raus“ etc… Input und logischer Output des dummen Lageristen

Was also tun? Ich kenne im Moment im Prinzip zwei sich ergänzende Ansätze

a)      Stille (Mediation)

Das menschliche neuronale Netz muss ständig befeuert werden, damit die Faktoren der Neuronen erhalten bleiben. Sonst vergisst der Mensch oder die Faktoren werden kleiner und werden als unwichtiger eingestuft. Bei ganz bestimmen Eingangsimpulsen „erinnert“ man sich aber wieder usw.
Man kann sich also hinsetzen und still werden, das „befeuern“ einstellen zu versuchen, damit die Faktoren abnehmen und man irgendwann mal das Lager sozusagen geräumt hat und der Lagerist nichts mehr einwenden kann. Man kann SEIN. Aber ein sehr mühsamer langwieriger Vorgang und ich denke, auch oft missverstanden, weil der Lagerist gewieft ist. Auch in der Stille muss man dann mal den Lageristen bei Seite schieben können und Dinge zulassen können.

b)     Bewegung ( zB. WuJi Gong)

Auch der Körper, die Maschine hat durch die Anweisungen des Lageristen unter Verboten gelitten und hat Teile, innere = Energiefluß und äußere = Muskelbewegungen lahm gelegt, erstarren lassen.
(Gurdjeffs Kutsche steht still oder ruckelt nur etwas hin und her oder fährt, steht, fährt irgendwie. Die Räder sind nicht mehr geschmiert worden. Die Pferde nicht trainiert Der Kutscher hängt müde auf dem Kutschbock und der Fahrgast ist schon lange eingeschlafen. Vielleicht schrickt er manchmal hoch und träumt dann weiter.)
Wenn man sich bewegt und dabei in einem Zustand geht, indem man den Lageristen aussperrt, was trainiert werden muss, dann bekommt man den Zugang und kann dann das Ergebnis dem Lageristen mitteilen, damit dieser das wieder einsortieren kann und jetzt seiner eigentlichen Aufgabe nachkommt.  Und man räumt Stück für Stück das Lager auf.
Auch hier ein Weg zum SEIN zu gelangen.

Meister Eckhart abgewandelt: „Werde der, der du warst bevor der Lagerist kam“  oder „ Der der nichts hat, nichts weiß, nichts kann… der hat den Lageristen ausgesperrt….damit das göttliche Einlass bekommt“

Noch ein paar Anmerkungen :

–        Wird es gelingen, dass die künstliche Intelligenz einen Replikanten des eigenen Selbst herstellt und dann dieser Replikant einen emotionslos sagen kann, was einem gerade Probleme macht und damit weiterhilft.
Nein:  Dazu müsste er die Daten des gesamten Lebens haben, einschließlich aller Vorleben und alles was auf dem Menschen sonst eingewirkt hat und aktuell einwirkt.
Aber man kann eine Maschine natürlich mit Daten von guten Coaches und deren guter Ergebnisse bei bestimmten Mustern füttern und wird dann in sehr schneller Zeit eine Antwort bekommen, die zu x % Wahrheitsgehalt hat. 
Ich erwähne hier die Vorleben.  Aus meiner momentanen Erfahrungen bin ich überzeugt, dass es Vorleben gibt und dass sie Auswirkungen auf dieses Leben haben.  Die Vorleben sind nicht mehr im Denken, die hat der Lagerist nicht. Die sind tiefer und anderswo gelagert. (Wäre auch eine interessante Diskussion)

–        Man sieht die KI beruht auf Daten, daher ist das Datensammeln so wichtig im Moment in der Welt. Weil man dann auch wieder KI-Maschinen drüber laufen lassen kann, die nach Mustern suchen.
Die Rechenleistungen machen es möglich. Damit kann man natürlich Korrelationen finden.  Man kann das Wahlverhalten einer Gemeinde, die Autos auf Google Bildern in der Gemeinde, die Zusammensetzung der Altersgruppen usw in Bezug setzen und Erkenntnisse gewinnen etc.

–        Es wird oft von den morphologischen Feldern, den Allbewusstsein usw geredet.  Alles das kommt meistens doch vom Lageristen. Direkt als Seins-Erfahrungen spricht LaoTse vom „Wunderbaren im Wunderbaren“. Da kommt der Lagerist nicht annähernd ran.. „ Das Dao das in Worte zu fassen ist, ist nicht das Dao“. Daher sind für mich diese Begriffe oft  zu seicht oder zu fest gewichtet.
Die Sehnsucht im Inneren will es erreichen. Der Chef ist aber träge geworden und findet es mühsam die Verantwortung für sich und seinen momentanen Zustand zu übernehmen und fragt daher ständig den Lageristen, ob es nicht doch irgendwo in seinem Lager die Wunderpille gibt, damit er diese einfach nimmt und alles wird gut. Und er denkt und denkt und denkt… irgendwann ist die Zeit um.

–        Wenn der Lagerist zurücktritt, dann erlebt man die Welt wie neu, weil alle bisherigen Bewertungen / Faktoren annähernd, vorübergehend auf Null gesetzt sind. Vielleicht Kants „a priori“ Erkenntnis, bevor das Gehirn, der Lagerist es erfasst.

Euch allen ein gutes SEIN

Werner

Schreibe einen Kommentar